Rosengarten (II)

 

Mitfühlend ist der milde Mittagswind im Rentnerhaar,

falls ich auf dieser Ruhebank was fühle.

Jeder Nachmittag, der kommt, war gestern

schon vorbei. Und aus dem traumbestandnen

Umland, das ich mir als Wirklichkeit erfinde,

hat längst die soziale Welt als grosses Ufo

abgehoben: Wer dort an Bord gegangen ist,

den seh ich niemals wieder. Wohin der Flug

auch führt, er führt aus meiner Zeit. Was ich

geworden bin, das ist Erinnerung. Warum ich’s

wurde, hab ich selbst vergessen. Und

was ich meine zu verstehn, ist jene Zeitgeschichte,

die die Kinder längst verständnislos, mir unverständlich,

anders festgeschrieben haben. Worauf ich hoffen muss,

das ist ein Duldungsrecht, das mir die Langmut

Nachgeborener auf Zusehn hin gewährt,

die ohne mich aus lauter Sand im Unvorstellbarn

jene Zukunft bauen, die mein Jenseits sein wird.

Zeit, noch einmal aufzubrechen. Auch dieser schöne Park,

der Rosengarten, war ja immer schon ein Friedhof.

 

(Nov. 2015; 16.8.; 15.9.2016; 25.2.2019)

v11.5