I
Anthropozentrisch west der Wahn,
der sich am Geist betrinkt,
der unbefleckt verharre, wenn
das Tier beim Scheissen stinkt.
Das ist das alte Pfaffenspiel:
Ein Geist, der alles liebt
und drum dem Pfaffen mehr als das,
was Tiere willig geben, gibt.
Das Tier liebt alles wie sich selbst
und bildet gern sich ein,
gerade deshalb müsse doch
ein Geist im Himmel sein.
II
Mich gibt es zweimal, deckungsgleich,
gedoppelt, jedoch unverbunden:
Ich vegetiere vor mich hin als Tier und leb
als soziales Maskenwesen seelenvoll
im Aberglauben, mehr als Tier zu sein.
Der Maske droht in jedem Augenblick
das kommunikative Sterben durch
den Ausschluss aus der Herde –
dem Tier droht nur der Tod, sonst nichts
(doch ist die Drohung aller Ängste wert).
Seit jeher schaut das Tier in mir
dem Überlebenskampf der Maske zu
und staunt, wie wenig es das angeht,
wie ungerührt es weiterleben würde
ohne diese andressierten Maskenzwang.
III
Schau die Strassen voller Leben:
Schau den Trotz, den aufgemalten
Heldenmut auf all den Kindermasken.
So drängen sie ans Licht und fordern
stolz den Auftritt auf der Bühne dieser Welt,
für alle, überall und jederzeit. Sie singen,
eng gedrängt und eingehängt im Nächsten,
den sie lieben wie sich selbst. Ihr Lied macht
die Gesichter in den Gassen strahlend,
als würde dieser Glanz die Welt verändern.
Und sieh: Bescheidentlich am Strassenrand
der freundlichsanfte Alte, wie er nickt,
wie seine Knochenhände applaudieren
und er leis die grossen Worte mitspricht,
die der Maskenzug zum Himmel jubelt:
Im Anfang und im Ende nichts als Solidarität!
(27./28.2.; 11.3.2012, 23.5.2016)