muss ich weiterhin verse schreiben? ich hör mir ja
selber schon kaum mehr zu. und war ich nicht stets
das einzige publikum, das sie zu brauchen meinte?
was brauch ich sie heut noch? wie eine berghohe
flutwelle ging unterdessen das leben über mein meinen
hinweg: kaum noch erkennbar stehen im schwemmland
ruinen der einstigen weltsicht. und hinter der wüste,
in der, was ich war, zu sand zerrieben, ein teil ist, liegt nun
am horizont das wasser als strich und weiss von mir nichts.
was helfen noch verse? was jetzt noch not tut, ist tun:
ich weiss, was ich meinte. geredet ist längstens genug,
und was hilft es, nein zu sagen zu widerspruchsfreien ja?
es reicht vollkommen, den immerfort heischenden
krämern mit ratlosem blick eines weltverlornen
zu signalisieren: hier verliert ihr bloss eure zeit.
demnach: verse trotzdem? oder schweigen?
zu sagen ist allerdings: nach und nach hat sich
nun doch ein wirklich ernsthafter gegner gezeigt:
der tod. und stärkre als ich sind ihm, redend vor angst,
mit offenem blick entgegengegangen. mein versuch,
das leben mit wörtern zu sichern über mein meinen
hinaus, ist vorbei und gescheitert. es bleibt
der versuch, mit wörtern das sterben zu sichern
über mein leben hinaus. tatsächlich: verse trotzdem.
(24.2.+18.3.2013; 28.12.2018)