Derivativ

 

I

Schau, diesen Baum! Das sind Bonusspiralen,

Blütenwunder aus eigener Zucht!

Mit seiner komplex geschachtelten Frucht

schlägt man im Alltag die dysfunktionalen

Neidgetriebenen in die Flucht. 

 

Die Wurzeln des Baums greifen ohne Statik

und Grund in spekulativen Geist:

Man schwebt! Und der Schatten des Baums verheisst

die Dekonstruktion der sozialen Grammatik,

die später mit Leichen das Wurzelwerk speist.

 

Ins Freie der Zukunft greifen die Äste

und wachsen stets weiter, derivativ.

Nur sehr weit unten, tief, sehr tief

erahnt man noch Welt: Ihre berstenden Reste

enden im Orkus als Narrativ.

 

II 

Dies ist ein Markt: Von Ständen überquellen

die Gassen voll mit aufgetürmten Waren. 

Hindurch mäandert Volk in warmen Wellen,

um in der Flut sich selber auszustellen

und zwischen muntrer Schnäppchenjagd in Scharen

den Leib an Leibern sanft entlang zu schieben,

um je nachdem, getrieben von den Trieben,

als Angebot zum Tauschgeschäft zu lieben,

vom Markt genommen und verkauft zu Paaren,

erneut Produkte auf die Welt zu stellen,

die schnäppchenjagend durch die Gassen quellen,

um sich fürs bunte Treiben einzuüben

und sich mit Preisschild stolz zu offenbaren

als Ware, fürs Geschäft umso bereiter.

Denn dies will Gott der Markt, der… und so weiter.

 

III

Zikaden zersägen die Echtzeit. 

Zeitstaub wolkt: Pyramidenspiel.

Wettbörsenpriester wühln im Gedärm

der Opfertiere: Wieviel Rendite? 

Das Rating verlinkt das Giertier

von High Performern mit Brain für den Deal.

Das Casino talkt halbnackt frivol:

Der Herr am Markt ist volatil,

zockt Zeitstaub und weiss: Winner take all.

 

27./31. 7., 2. + 22. 8.2010 (La Fornace); 30.10.2018

v11.5