Der unerhörte Klang

 

Jüngst träumte mir, ich sei ein Kind

und rennte über freies Feld

voll mildem Licht und frischem Wind

und ganz auf mich allein gestellt.

 

Und plötzlich blieb ich stehn, gebannt

von einem unerhörten Klang,

den ich nicht suchte, der mich fand

und mich zum Weiterhören zwang.

 

Der Klang war später nur noch Traum:

Ich machte mir Musik zur Pflicht.

Ich hörte meinen Herzschlag kaum,

und meinen Atem hört ich nicht.

 

Nun bin ich alt und lange schon

hat sich kein Klang zu mir verirrt.

Jetzt fürcht ich jenen frühen Ton,

der mich zum Weinen bringen wird.

 

Der Schmerz wird ohne Ende sein

und ohne Trost und Neuanfang.

Sein Sinn wird sein: Du warst die Pein,

die deinen stummen Weg erzwang.

 

(10., 18., 31.10.2015; 27.1.2019)

v11.5