Dem Kind schien ganz die Welt, und im treuen Trost
Des ungewussten Schutzes die Strassen und
Die eingezäunten Menschen in den
Sauberen Gärten warn mir ein Ganzes.
Mein Tag war rund. Als weites Gewölbe stand
Er da, vertraut und wiedererkennbar. Nichts
Bedrohte mich, da noch mein Träumen
Dieses Gewölbe als Weltall wahrnahm.
Warn nicht die Bauern freundlich? Und blühten nicht
Die Früchte hinterm Drahtzaun für sie und mich?
Noch sah ich nicht die Risse, die die
Gärten zerstückelten in den Köpfen
Und nicht die Löcher, Abgründe, Schlünde, die
Der Zäune Ordnung zwischen die Menschen reisst.
Mir diente ja das Spielzeug, bis ich’s
Wieder vergass und es liegen liess und
Ein nächstes meine Neugier ergriff. Ich hielt
Nichts fest, doch alles blieb mir trabant: das Buch,
Der Bär, der Ball umkreisten mich und
Formten mein Selbst zum Kern. – So scheint mir,
Jedoch: Vertriebne sind wir schon seit Geburt.
Im Anfang ist der Riss zwischen Mein und Dein. –
Verweht warn längst die Blüten hinterm
Drahtzaun. Die Sommergewitter liessen
Die Früchte reifen. Reiften sie nicht auch mir?
Da rief von meinen Spielen der Bauer mich
Zur Apfelernte. Ich war ihm ein
Freudiger Knecht, trug die Früchte stolz in
Den übervollen Körben dem Meister zu.
Er prüfte, wog und fuhr sie zu Markte. Wie
Die Bäume leer ging ich nach Haus und
Kindisch erschienen mir nun die Spiele.
Als dann die Kälte kam und der Bauer rief
In seine Stube, war ich schon fremd. Er schob
Mir Münzen übern Tisch, so sein wir
Quitt. Da zerriss meine Welt: Ich dankte.
[20.-29.7.1995]