Blick hinter die Kulisse der Schweizer Literatur

Mit dem Nachlass von Ludwig Hohl hat das Schweizerische Literaturarchiv (SLA) im Dezember 1993 einen der bedeutendsten Nachlässe der deutschsprachigen Literatur erwerben können. Drei Jahre nach seiner Eröffnung gehört das SLA mit seinen 140 Nachlässen nun bereits zu den fünfzehn grössten schweizerischen Nachlasssammelstellen: für SchriftstellerInnennachlässe ist es schon heute die grösste Anlaufstelle. Diese Angaben finden sich in der zweiten Ausgabe der SLA-Zeitschrift «Quarto». «Quarto» will «vertieft über ausgewählte Bereiche der SLA-Tätigkeit informieren» und richtet sich in erster Linie an eine FachleserInnenschaft, soll aber auch «all jenen, die sich aus persönlichem Interesse mit Literatur befassen, einen Blick hinter die Kulissen des Schreibens ermöglichen».

Interessant ist die Zeitschrift wegen des Dossiers, des jeweiligen Schwerpunktthemas: In jeder Nummer wird ein Autor oder eine Autorin anhand des im SLA liegenden Materials vorgestellt. Die ursprüngliche Idee, jeden Text zweisprachig zu publizieren, wurde bereits nach dem ersten Heft verworfen und «zugunsten einer grösseren Vielfalt von Beiträgen» durch Kurzresümees in den jeweils drei anderen Landesprachen ersetzt.

Das erste Heft (März 1993) widmete den ersten Beitrag der eigenen Gründungsgeschichte: Das SLA ist zustande gekommen, weil Friedrich Dürrenmatt seinen Nachlass der Eidgenossenschaft unter der Bedingung als Geschenk offerierte, dass er der Grundstock eines Schweizerischen Literaturarchivs bilden solle.  Der zweite Beitrag gibt einen ersten Einblick in den siebzehn Laufmeter Manuskripte, Arbeitsfassungen und Reinschriften umfassenden Dürrenmatt-Nachlass. Im Dossier wird der wichtigste Tessiner Schriftsteller und Essayist der Gegenwart, Giovanni Orelli, vorgestellt.

Das Dossier des zweiten Heftes (Dezember 1993) ist Otto F. Walter gewidmet, der sein Privatarchiv im Herbst 1990 dem SLA verkauft hat. «Quarto» versucht in verschiedenen Essays Leben und Werk Walters einzukreisen. Einen Überblick gibt Elsbeth Schild-Dürr; Elsbeth Pulver würdigt die ersten, kurzen Erzählungen Walters, die 1956/57 in der NZZ erschienen sind; Giaco Schiesser zeigt Walter als Autor zwischen literarischem und politischem Anspruch; Wilfred Schiltknecht setzt sich mit Walters komplexen Erzählstrukturen auseinander; Heinz Schafroth mit Walters neuester Arbeit, der Erzählung «Die verlorene Geschichte». Ergänzt wird das Dossier mit drei kurzen Texten von Walter selber (einer der frühen Erzählungen, einer autobiografischen Skizze und einem Werkstattbericht zur neuesten Erzählung) sowie einer Bibliographie und einer Übersicht über die Walter-Bestände im SLA (Corinna Jäger-Trees).

Das dritte «Quarto»-Heft soll im Frühherbst erscheinen. Das Dossier wird dem rätoromanischen Autor Andri Peer gewidmet sein.

Aktuell

Zum Projekt

 

Die Website «Textwerkstatt Fredi Lerch» versammelt journalistische, publizistische und literarische Arbeiten aus der Zeit zwischen 1972 und 2022, ist abgeschlossen und wurde deshalb am 15. 1. 2024 zum zeitgeschichtlichen Dokument eingefroren.

Vorderhand soll die Werkstatt in diesem Zustand zugänglich sein, längerfristig wird sie im e-helvetica-Archiv der Schweizerischen Nationalbibliothek einsehbar bleiben. Teile des Papierarchivs, das für die vorliegende Website die Grundlage bildet, sind hier archiviert und können im Lesesaal der Schweizerischen Literaturarchivs eingesehen werden.

 


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