Prosa und Dramatisches

Diese Abteilung freizuschalten, fällt mir nicht leicht. Aber wenn es für mich bei dieser Textwerkstatt um die Selbstrekonstruktion als Text gehen soll, gehört auch die Dokumentierung dessen dazu… Was dieses «Dessen» bedeuten könnte, gehört freilich nicht hierher: Mit der Textwerkstatt will ich nicht mein Selbstinterpretierer sein, sondern mein Selbstdokumentierer.

Das Hörspiel von 1972 habe ich in einem Kontext, der mir nicht mehr klar ist, als Seminarist in Langenthal geschrieben, und wir haben innerhalb der Promotions-Peergroup gar versucht, mit einem Tonbandgerät eine Hörspielfassung zu produzieren. Warum ich mich zuerst an dramatischen Texten versucht habe, weiss ich nicht mehr. Sicher habe ich sie – wie die Erzählungen von 1974 – ohne die Absicht verfasst, sie zu veröffentlichen. Anders war es mit dem Hörspiel «Der Lebenskünstler». Dieses schickte ich – im ersten Quartal meines Musikstudiums, das ich laut den Tagebucheinträgen jener Wochen nur mit grossem Widerwillen begonnen hatte – an Joseph Scheidegger, damals der für Hörspiele zuständige Ressortleiter im DRS-Radiostudio Basel. Im Begleitbrief schrieb ich: «Ich erbitte also eine strenge Beurteilung des beiliegenden Versuchs und wenn Sie eine Arbeitskraft bräuchten…». Scheidegger lud mich für den 29. Januar 1976 zu einem Gespräch ein. Im Tagebuch lese ich unter diesem Datum: «Durch die Art, wie Herr Scheidegger heute Nachmittag den Lebenskünstler kritisiert hat, ist für mich wirklich eine Welt zusammengebrochen. Habe ich mich so sehr überschätzt? // Klischee/kollektive Gefühle, uninteressant (das hat jeder schon einmal erlebt!), irreal im Sinn von abstrakt, Figuren bleiben Gedanken usw. // Gute, väterliche Ratschläge, die nur die Peinlichkeit der Situation unterstrichen. Er sprach bedächtig, suchte seine Wörter wie ein kurzsichtiger Pilzesammler seine Pilze zusammen, nicht um sich gewählt auszudrücken, sondern um mich wenn möglich nicht zu beleidigen (weil ich wohl, wie Niemann, sensibel sein könnte…) // Was nun?» Aus heutiger Sicht: Ich absolvierte bis im Juli 1979 das vierjährige Musikstudium, obschon ich im Tagebuch schon unter dem 17. Dezember 1975 notiert hatte: «Habe Argumente gefunden, weshalb ich in meinem Innersten nie Musiker werden kann.» Etc.

Belletristische Prosa zu schreiben versucht habe ich erst wieder 1981, als Mitglied der Pressegruppe der Berner Jugendbewegung, als ich in der Bewegungszeitung «Drahtzieher» unter dem Pseudonym Anatol Jeremia Zanger zu veröffentlichen begann. Dokumentiert sind hier zudem das Kasperstück «Dr bluetig Sabu», geschrieben für die Berner Puppenbühne Demenga/Wirth (Uraufführung: 27. Oktober 1983), sowie die Erzählung «Die Tablettenfabrik». Sie war als «Geschenk» gedacht für meine beiden damals einjährigen Göttikinder – also wie der grössere Teil der hier dokumentierten Arbeiten direkt für die Archivschachtel. (8.1.2022)

Wenn die Sonne einmal nicht mehr… Hörspiel (10.1972)

Wie einst Ikarus. Einakter (23.6.1973)

Capri. Hörspiel (16.5.1974)

Im Schacht. Erzählung (27.5.1974)

Die geköpfte Angst. Erzählung (11.6.1974)

Die Verwechslung. Fragment einer Erzählung (5.7.1974)

Studie über Sebastian. (12.10.1975)

Der Lebenskünstler. Hörspiel (15.12.1975)

Das AKZ auf der Schützenmatte (6.10.1981)

– ISTIMMERWINTER (3.11.1981)

a. j. zangger ist tot. (12.8.1982)

Dr bluetig Sabu. E Farse für Chaschperfigure i zwene Akte samt Vor- und Nachschpiu (28.4.1983)

Die Tablettenfabrik (30.12.1985)

Aktuell

Zum Projekt

 

Die Website «Textwerkstatt Fredi Lerch» versammelt journalistische, publizistische und literarische Arbeiten aus der Zeit zwischen 1972 und 2022, ist abgeschlossen und wurde deshalb am 15. 1. 2024 zum zeitgeschichtlichen Dokument eingefroren.

Vorderhand soll die Werkstatt in diesem Zustand zugänglich sein, längerfristig wird sie im e-helvetica-Archiv der Schweizerischen Nationalbibliothek einsehbar bleiben. Teile des Papierarchivs, das für die vorliegende Website die Grundlage bildet, sind hier archiviert und können im Lesesaal der Schweizerischen Literaturarchivs eingesehen werden.

 


v11.5