Kurz nachdem ich «Ohne eigene Sprache», den Versuch meiner Poetik, als Fragment weggelegt hatte, gewöhnte ich mir an, flüchtig fixierte Einfälle in einem Notizbuch handschriftlich ins Reine zu schreiben. 1994 notierte ich dann im Rahmen der Arbeit an «Mezzo del cammin» folgenden Gedanken: «Als Kopfwerker zuerst mit der Freude am Einmaligen, am fokussierten Weltfragment das einzelne Werkstück formen und schleifen. Dann zum nächsten gehen. Und wieder zum nächsten. Und immer so weiter. Die fertigen Werkstücke müssten zu Konstellationen gruppiert werden, die nie ein Ganzes bilden würden, sondern immer Stückwerk blieben.»
Seit damals waren mir die Einträge im Notizbuch Werkstücke für ein irgendeinmal werdendes «Stückwerk», das oft genug jahrelang liegenblieb, bevor ich mich wieder für einige Zeit dahinter setzte. Ich begann, die Notate elektronisch zu erfassen und redaktionell zu schleifen. Später liess ich den Umweg über die Reinschrift bleiben und schrieb direkt in den PC. Noch später begann ich, die Werkstücke nach thematischen Schwerpunkten zu konstellieren, die ich, um den Charakter der unsystematischen Gerichtetheit zu betonen, als «Mäander» bezeichnete. Schienen mir bei der weiteren Bearbeitung der Werkstücke Ergänzungen oder Widerreden nötig, versah ich sie mit Nachträgen.
Schliesslich beschloss ich, das «Stückwerk» im Rahmen eines Projektjahrs (August 2017 bis Juli 2018) abschliessend zu bearbeiten und in Form einer Onlinepublikation zu veröffentlichen. Sie besteht nun aus 414 Werkstücken und (zurzeit) knapp 300 Nachträgen. Unter jedem Werkstück lädt die interaktive Zeile «Zu irgendeinem Werkstück» dazu ein, die Textsammlung in zufälliger Reihenfolge zu durchstreifen. Eher als die Linie dessen, was ich gesagt haben will, ist das «Stückwerk» die Fläche dessen, was mich in diesen dreissig Jahren – neben dem wirklichen Leben – beschäftigt hat. (03.08.2018)
Die Website «Textwerkstatt Fredi Lerch» versammelt journalistische, publizistische und literarische Arbeiten aus der Zeit zwischen 1972 und 2022, ist abgeschlossen und wurde deshalb am 15. 1. 2024 zum zeitgeschichtlichen Dokument eingefroren.
Vorderhand soll die Werkstatt in diesem Zustand zugänglich sein, längerfristig wird sie im e-helvetica-Archiv der Schweizerischen Nationalbibliothek einsehbar bleiben. Teile des Papierarchivs, das für die vorliegende Website die Grundlage bildet, sind hier archiviert und können im Lesesaal der Schweizerischen Literaturarchivs eingesehen werden.