Bisschen Politlyrik

 

I

Klimawandel

 

Im Treibhaus wird es wärmer

Und niemand schert sich drum.

Wer wird deswegen ärmer?

nur andre kommen um.

[12.12.2011, 13.5.2017]

 

II

Schöne Töne

 

In den Gassen der Stadt

wird die Strassenmusik

immer schöner.

 

Ein begnadetes

Land!

 

Noch Sozialabbau

tönt hier

wie Kulturförderung.

[Herbst 2016]

 

III

Fortschritt

 

Immer wollte ich wissen,

wohin der Fortschritt fort schritt.

Soviel ich unterdessen weiss,

schreitet er zumeist im Kreis.

[20.10.2011]

 

IV

Wir werden siegen

 

Billigchemikalien

markieren den Rayon

von Stahlträger

zu Glasfront.

 

Hier duftet eine verkabelte

Monade redend ins Leere,

irr kichernd vor Zweisamkeit.

 

Die neuwertigen Markenjeans

kunstvoll zerrissen

in solidarischem Eingedenken

mit den Zerrissnen

der Restwelt.

 

Auch das Monadendasein

hat im Vollgasregime ja seinen Preis!

Wer steuern möchte, gilt

als Marktsaboteur, wer

bremsen will, ist ein Staatsfeind.

 

Dessen eingedenk, dass der Krug

zum Brunnen geht, werden

die Verkabelten siegen,

zweidimensional.

[Herbst 2016, 14.-16.5.2017]

 

V

Green economy

 

Der Welt zulieb muss es möglichst klein sein:

das ökologische Fussabdrücklein.

Doch macht noch die grünste Wachstumskrücke

auch ökonomische Fussabdrücke.

[2014; 6.5.2017]

 

VI

Arche Noah reloaded

 

Ermutigt von transnational

tätigen NGO’s stiften

philanthropische Milliardäre

jetzt häufiger Aussichtstürme.

 

Die Symposiumsgäste begehen

vorerst die oberste Plattform:

Von hier ist die Sicht auf die näher

kommenden Katastrophen definitiv.

 

Vor den Konferenzfauteuils später

dekonstruiert ein Redner den Irrtum

des Sichtbaren zur Erkenntnis: Wahr

ist nur Schicksal. – Geladne: Zu Tisch!

[14.-16.5.2017]

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