Mein Land

 

Abfallsäcke am Strassenrand,

Papier, zu sauberen Bündeln geschnürt

und mit Pet, Glas und Alu abgeführt –

ich lebe in einem sauberen Land.

 

Seifenduft, allgemein angewandt;

Shampoo und Deo, damit nicht stört,

wer schnell die Öffentlichkeit durchquert –

ich lebe in einem sauberen Land.

 

Fürsorglich verteidigt der Mittelstand

gegen die Netze im Staat sein Geld.

So fällt der Unrat diskret aus der Welt:

Ich lebe in einem sauberen Land.

 

Schmutziges Geld ist hier unbekannt.

Das Land funktioniert als Geldwaschfabrik:

Der Schmutz geht mit bestem Dank zurück.

Ich lebe in einem sauberen Land.

 

Hier schätzt man den eigenen Kunstverstand:

Und wäre man durch und durch korrumpiert,

so doch ästhetisch auf Hochglanz poliert.

Ich lebe in einem sauberen Land.

 

Und kippe ich einst vom Förderband

der Maschine Schweiz, dann, unbesorgt,

werde auch ich hygienisch entsorgt.

Man stirbt hier in einem sauberen Land.

 

(30.4., 2.+6.5.; 13.6.2010; 28.9.2014)

v11.5