Kurt Martis «nachapostolisches bekenntnis»

 

Am 20. November 2010 fand im Kirchgemeindehaus Johannes in Bern die Oeme-Herbsttagung der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn statt. Sie stand unter dem Titel «Hinstehen und bekennen» und wurde mit einer Broschüre dokumentiert, an der ich mitarbeitete.

Die Tagung ging von Kurt Martis Text «ein nachapostolisches bekenntnis» aus, zu dem der knapp 90jährige Marti in einem Podiumsgespräch mit dem Theologen und Leiter der OeME-Fachstelle Bern, Albert Rieger, Stellung bezog. Danach stellten sich die TagungsteilnehmerInnen – so Matthias Hui in der «Einleitung» der Broschüre – der Frage: «Was bekennen eigentlich die ‘bekenntnisfreien’ Reformierten in einer Landschaft, die sich kirchlich, religiös und gesellschaftspolitisch im Umbruch befindet?»

Der von Marti 1980 im Gedichtband «abendland» (S. 92) erstveröffentlichte Text «ein nachapostolische bekenntnis» lautet wie folgt:

«ich glaube an gott
der liebe ist
den schöpfer des himmels und der erde

ich glaube an jesus
sein menschgewordenes wort
den messias der bedrängten und unterdrückten
der das reich gottes verkündet hat
und gekreuzigt wurde deswegen
ausgeliefert wie wir der vernichtung des todes
aber am dritten tag auferstanden
um weiterzuwirken für unsere befreiung
bis dass gott alles in allem sein wird

ich glaube an den heiligen geist
der uns zu mitstreitern des auferstandenen macht
zu brüdern und schwestern derer
die für gerechtigkeit kämpfen und leiden

ich glaube an die gemeinschaft der weltweiten kirche
an die vergebung der sünden
an den frieden auf erden für den zu arbeiten sinn hat
und an die erfüllung des lebens
über unser leben hinaus»

 

[«Bekennen, nachapostolisch»: Autorisierte Transkription des Gesprächs]

Albert Rieger: Wenn ökumenische Gäste aus anderen Kirchen und Ländern zu uns in Bern zu Besuch kommen, dann fällt ihnen an unserer reformierten Kirche häufig auf, dass sie kein offizielles Bekenntnis kennt. Wenn es ums Bekennen geht, sind demnach auch Schweizer Reformierte ein Sonderfall. – Nun hast Du, als Mitglied einer bekenntnisfreien Kirche, trotzdem ein Bekenntnis geschrieben. Was hat Dich vor fünfundzwanzig Jahren eigentlich dazu bewogen, das Gedicht «ein nachapostolisches bekenntnis» zu schreiben?

Kurt Marti: Das war nach meiner Pensionierung[1]. Da hatte ich Zeit nachzudenken und Rückschau zu halten. Einmal fiel mir dabei ein, dass wir Reformierten kein Bekenntnis haben. Diese Bekenntnislosigkeit hat mich in meiner pfarramtlichen Tätigkeit zwar nicht gestört, aber es hat mich doch irgendwie beschäftigt. Ich habe dann auch festgestellt, dass ich nie das «Apostolikum» verwendet habe, nicht liturgisch und auch nicht im Unterricht. Nun habe ich mich gefragt: Warum eigentlich? Ich bin dann in diesem ehrwürdigen, alten, allgemeinkirchlichen Bekenntnis auf die Punkte gestossen, die ich einfach nicht nachvollziehen konnte. So habe ich – mehr spielerisch – versucht, das, was mir wichtig ist, in ein eigenes Bekenntnis einzubringen.

Ich habe das so spielerisch gemacht wie sonst bei meinen Texten. Es ist ja auch so, dass ich meinen Bekenntnistext danach nicht derart wichtig genommen habe, dass ich ihn irgendeiner kirchlichen Instanz vorgelegt hätte, sondern ich habe ihn in einem Gedichtbändchen versteckt. Zu meinem Erstaunen ist jetzt plötzlich, nach fünfundzwanzig Jahren, dieser Text wieder entdeckt worden (Gelächter), ich glaube, es war Frau Susanne Graf, die den Text entdeckt hat. Ja… und jetzt haben wir diesen Text vor uns (Gelächter).

Dieses «nachapostolische bekenntnis» ist ja gewissermassen ein poetischer und ein theologischer Text. Man könnte ihn wohl ein aufgeklärtes Apostolikum nennen. Du sprichst ja zum Beispiel statt von «Gott, dem Vater, dem Allmächtigen» vom «gott/ der liebe ist»; Du sprichst statt von Jesus Christus, «geboren von der Jungfrau Maria» vom Jesus «dem messias der bedrängten und unterdrückten». Ist diese aufgeklärte Rede von Gott, über Gott und über Jesus nicht auch die biblischere?

Ich hoffe es. – Vielleicht muss ich noch etwas nachholen zur Bekenntnislosigkeit. Als reformierte Kirche und als Christen haben wir ja natürlich ein Bekenntnis, nämlich das Bekenntnis zur Bibel. Aufgrund der Heiligen Schrift glauben wir und wird gepredigt. Aber die Bibel, die Heilige Schrift, das ist ein weites Feld (lacht). Das geht von der Schöpfung bis zur Apokalypse, vom Hohelied bis zum Jakobusbrief und so weiter. Es ist schwierig, dass man da nicht ein bisschen die Orientierung verliert, und so kommt es, dass sich ganz verschiedene konkrete Bekenntnisse und Strömungen auf die Bibel berufen. Aber immerhin das: Die Bibel als Grundlage, das haben wir ja.

Aber: Ich stellte fest, dass im Apostolikum die Botschaft von Jesus, die Botschaft vom Reiche Gottes nicht vorkommt. Ich habe vergebens versucht, diese Aspekte irgendwie herauszubekommen. Aber es steht einfach nichts über diese Botschaft von Jesus. Es steht nichts davon, dass Gott Liebe ist, wie es im ersten Johannesbrief heisst. Das Wort Liebe kommt im Apostolikum nicht vor. Ich weiss nicht, ob es überhaupt in einem christlichen Bekenntnis vorkommt. Das hat mich schon ein bisschen gestossen, und ich habe dann eben versucht, den Begriff «Liebe» einzubringen und auch den Begriff des «Reiches Gottes». Insofern habe ich versucht, aus dem rein christozentrischen Bekenntnis ein jesuanisches zu machen. Ich habe versucht, die für mich fundamentalen Visionen von Gott als Liebe und vom Reiche Gottes festzuhalten.

Deshalb habe ich vielleicht auch an der trinitarischen Form festgehalten. Die trinitarische Form ist von der altehrwürdigen alten Kirche übernommen worden und bezeugt die Dreieinheit Gottes. Wenn man sich genau überlegt, was diese Formel oder – ich rede von einem Denkbild – was dieses Denkbild der Trinität aussagt, dann komme ich auf den Satz, den der erste Johannesbrief formuliert, dass Gott Liebe ist. Nicht nur, dass er Liebe hat, quasi so ein bisschen moralisch, sondern dass er wesensmässig, seinsmässig, ontologisch Liebe ist. Deshalb habe ich an der trinitarischen Form festgehalten.

An anderer Stelle hast Du ja sogar vermutet, dass das Genialste, was die christliche Theologie geschaffen hat, dieses Denkbild sei, weil in dieser Dreieinigkeit, dieser Dreieinheit ja noch mehr drin steckt. Es gibt in diesem Bild so etwas wie Machtteilung, wie Kommunikation untereinander, wie Partizipation.

Vielleicht ist das ein Steckenpferd von mir geworden, ja. – Ich muss zugeben: ich habe in der Unterweisung nie von der Dreieinheit, der Trinität Gottes gesprochen, weil mir das ein bisschen zu umständlich, zu abstrakt, zu intellektuell vorgekommen ist. Aber es ist eben doch ein wichtiges Denkbild, und in diesem Denkbild steckt ein ungeheures Potential an Möglichkeiten weiterzudenken. Denn es bedeutet ja, dass Gott kein Autokrat ist, sondern eine Beziehungsgemeinschaft; und dass in dieser Beziehungsgemeinschaft der Dreieinheit die urdemokratischen Prinzipien von Mitsprache, Mitbeteiligung enthalten sind. Für mich ist die Trinität irgendwie ein Urmodell oder ein Sinnbild der Demokratie – und Gott insofern als dreieiniger Gott urdemokratisch.

Das müsste man einmal ein bisschen genauer ausführen und weiterdenken. Es ist eine sehr anregende Beschäftigung, sich damit zu befassen. Auch darüber zu predigen, zum Beispiel – hätte ich nachträglich noch Lust (Gelächter). Ich hoffe, dass auch in der Theologie und an der theologischen Fakultät darüber nachgedacht und diskutiert wird: sozusagen über die Urzeugung von Demokratie in Gott selbst. Das ist doch eigentlich ein unerhört anregender und vielleicht sogar revolutionärer Gedanke.

Bekenntnisse sind ja in der Geschichte immer dann formuliert worden, wenn es notwendig war, auf eine Herausforderung zu reagieren, auf die Zeichen der Zeit, wie man das auch genannt hat. Karl Barth soll einmal drastisch formuliert haben, solche Bekenntnisse brauche es bei einer neuen Herausforderung – sie folgten ihr wie der Donner dem Blitz folge. Wie siehst Du das heute? Gibt es auch heute solche unausweichlichen Herausforderungen, wo es ein Bekenntnis dringlich bräuchte?

Ich habe mir diese Frage überlegt. – An welcher Front ist dieses Bekenntnis zu sehen? Oder wünschenswert? Wogegen stellt es sich? Vordergründig könnte man vielleicht sagen, dass in diesem Denkbild der Trinität bereits eine gewisse Antwort auf die Herausforderung des Islam zu sehen sei, der ja eine autokratische Gottesvorstellung hat. Aber das scheint mir eigentlich nicht die Hauptsache zu sein.

Wir sind herausgefordert durch die Globalisierung, die uns als alternativlos aufgenötigt oder aufgeschwatzt wird. Globalisierung ist – meiner Ansicht nach – eine falsche Vereinheitlichung der Welt nach den Prinzipien und Vorstellungen des Kapitalismus. Gegen diese mentale Globalisierung, die in unseren Köpfen stattfindet oder stattfinden soll, die uns eingeredet wird – dagegen müsste unser Glaube eine Möglichkeit finden, sich auszurücken, auszusagen, dass das nicht der Weg Gottes sein kann. Für mich ist Gott kein Monopolist. Wenn man die Schöpfung ansieht, gibt es eine ungeheure Vielfalt von Kreaturen, von Möglichkeiten, von Wirklichkeiten. Die Globalisierung schränkt all diese Möglichkeiten ein oder vernichtet sie sogar, wie wir wissen. Und ich glaube, es ist auch nach Gottes Willen, dass es nicht nur eine Monopolreligion gibt, sondern dass es auch mehrere Religionen gibt und geben darf und geben soll – Gott ist eben kein Monopolist, sondern er ist als der trinitarische Gott wirklich der Gott der Beziehung und der Vielfalt. Das wäre eine mögliche Frontstellung.

Und eine andere – vielleicht hängt das ja zusammen – ist: Es werden Umfragen gemacht, auch in der Zeitung «reformiert.», was reformiert sei. Da stösst man auf eine Fülle von Beliebigkeit. Reformiert sein scheint zu heissen: Man kann glauben, was man will. Nun, diese Freiheit soll nicht eingeschränkt werden, keineswegs. Aber die Kirche als solche sollte doch einmal sagen, was sie wirklich glaubt und woran sie sich festhält und wofür sie sich einsetzt. Das wäre schon die Aufgabe eines Bekenntnisses, in der Front gegen dieses Beliebigkeitsverständnisses des Reformiertseins.

Damit zusammen hängt noch eine andere Strömung. Wenn in Umfragen gefragt wird: Was ist denn eigentlich Religion, Religiosität, was ist denn eigentlich Glaube, so kommt meistens vorherrschend die Antwort: der Glaube an ein individuelles Leben nach dem Tod; der Glaube ans Jenseits, für jeden persönlich. Aber dreiviertel der Bibel, nämlich das erste Testament, weiss nichts von einem Jenseits, ist radikal diesseitig, und die ganze Leidenschaft des Volkes Gottes, von Israel, ist von umwerfender Diesseitigkeit. Und wenn man im Neuen Testament sucht, hat es natürlich Hinweise, dass mit dem Tod nicht einfach alles aus sei. Aber: Jesus hat nach dem Zeugnis der Evangelisten Tote auferweckt. Keiner dieser Toten hat uns etwas erzählt vom Zustand nach dem Tod; keiner hat vom Jenseits berichtet. Von Lazarus wird ausdrücklich gesagt, dass er geschwiegen habe, dass er nichts gesagt habe. Und der auferstandene Christus: Hat er etwas erzählt von postmoralen Dingen, von Jenseitserlebnissen und -visionen? Soweit ich sehe auch nicht. Er hat seine Jünger ausgesandt ins Diesseits. Also ist diese populäre Auffassung von Glaube und Religion eigentlich nicht biblisch. Dass alles fokussiert ist auf das Leben nach dem Tod, das ist nicht biblisch. Und wenn wir als Reformierte immerhin sagen, wir stützen und berufen uns auf die Bibel, dann können wir dieses Verständnis von Glaube und Religion nicht teilen, diese Fokussierung auf das Jenseits. Das wäre eine andere Front, an der zu bekennen wäre. Und vielleicht hängt ja dies alles auch mit der Beliebigkeit zusammen. Das könnte man des Nähern untersuchen, vielleicht.

Gleich zu diesem letzten Stichwort noch eine Frage: Seitdem Du das «nachapostolische bekenntnis» geschrieben hast sind ja jetzt fünfundzwanzig Jahre vergangen. Man kann sagen, unsere Gesellschaft, die ist nicht nur säkularer geworden – eben, Du hast das Stichwort erwähnt: Es gibt andere Religionen auch bei uns, daneben sieht man vielfältige Formen von privatisierter Religiosität, die wachsen, und einen Markt von Spiritualitäten, der boomt. Da ist vielleicht die Frage, was eine religiöse Identität sei, umso brisanter geworden. Kann in dieser Situation ein klares Bekenntnis helfen?

Wem helfen? – Zunächst müsste uns geholfen werden als Glieder der Kirche, als reformierte Christen, damit wir selber über unseren Glauben ins Klare kommen oder ein bisschen klarer sehen. Natürlich wäre damit auch andern geholfen. Wir würden erkennbarer für andere Religionen, für Atheisten oder wen auch immer. Wir würden auch für uns selber erkennbarer. Dazu wäre ein Bekenntnis hilfreich.

Wobei ich natürlich als reformierter Christ sehr für Freiheit bin. Ich möchte kein Zwangsbekenntnis, kein Bekenntnis, das den Gemeinden gleichsam aufoktroyiert wird, sondern wirklich ein Bekenntnis als Orientierungshilfe zur Selbsterkenntnis, zur Erkennbarkeit für die andern. Eine Orientierungshilfe, aber kein Zwangsbekenntnis. Als solches könnte ein Bekenntnis eine Rolle spielen in der Liturgie, im Gottesdienst; es könnte eine Hilfe sein vielleicht auch im Unterricht. Aber nicht als – wie soll ich sagen – als Pflicht, als eine reformierte Pflicht, dass man darauf sozusagen verpflichtet wird, sondern als Hilfe zur Selbsterkenntnis, zur Erkennbarkeit. Das könnte ich mir vorstellen.

Unsere Zeit ist wie im Flug vergangen. Wir sind nun am Ende dieses Gesprächs. Das was wir hier nur angesprochen haben, wird uns weiter beschäftigen. Die heutige Tagung ist ja ein Anstoss, über diese Fragen neu und auch möglichst breit zu diskutieren. Und wir hoffen da durchaus auf eine nachhaltige Wirkung dieses Tages in unserem ganzen Gebiet. Danke für diese Anregungen, Kurt Marti, für das Weiterdenken an diesen Fragen.

Überhaupt, es bleibt mir zum Schluss nun vor allem der Dank. ich möchte Dir zuerst danken für das Geschenk dieses Texts, der uns wirklich – ich kann das für uns Mitarbeitende im OeME-Bereich sagen – gerade für diese Tagung kräftig inspiriert und immer wieder angeregt hat. Aber ich denke, der Dank geht auch weit darüber hinaus: Wir möchten Dir heute auch einmal dafür danken, dass Du jahrzehntelang eine Zeitgenossenschaft wach und aufmerksam praktiziert hast, die viele von uns nicht nur angeregt sondern auch ermutigt hat…

(langer Applaus, den Marti selber unterbricht)

Danke schön – danke! Ich kann diesen Dank nur weiter geben. Albert Rieger hat mir gesagt, das sei die letzte OeME-Tagung, an der er dabei ist, die er leitet und für die er verantwortlich ist. Und da ist es auch eine Freude, ihm zu danken für die Jahre, Jahrzehnte – etwa drei Jahrzehnte –

…ungefähr, ja.

…ungefähr drei Jahrzehnte Arbeit für die Kirche. Was er alles angeregt hat, was er alles angerissen hat, mit ganzem Engagement, das war ja grossartig. Und die Kirche, die reformierte Kirche, auch wenn sie kein Bekenntnis hat, sie hat Menschen wie Albert Rieger, an denen erkennbar wird, was reformiert ist. Und dafür danke ich… (Applaus)

Danke. – ich war eigentlich noch nicht fertig mit meinem Dank (Gelächter). Es ist nämlich so, dass diese Zeitgenossenschaft, von der ich gesprochen habe, gerade jetzt in diesem Jahr noch einmal sehr schön dokumentiert worden ist mit diesem wunderbaren Sammelband von «Notizen und Details» aus Deiner Feder, aus über vierzig Jahren. Zeitgeschichte kann dort noch einmal erlebt werden. Mir kommt das vor wie eine Chronik des langen Atems, mit dem du über all diese Jahre drangeblieben bist an der Sache, man kann sagen, an der Sache mit Gott und an der Sache mit den Menschen. ich will da einen kleinen Werbespot einblenden. Diesen Sammelband, sofern Sie ihn nicht schon haben, sollten Sie unbedingt kaufen und lesen. Zum Beispiel in der kleinen ökumenischen Buchhandlung Voirol in der Rathausgasse, die hier an unser Tagung einen Stand hat, da können sie ihn direkt beziehen oder bestellen. Ich denke, es wäre ein sehr sinnvolles Weihnachtsgeschenk voller Sinn und übrigens auch sehr schön gestaltet.

Also, Kurt Marti: Viele verdanken Dir viel. Danke, dass Du heute zu uns gekommen bist.

[1] Marti wurde mit 62, also 1983, vorzeitig pensioniert. «ein nachapostolisches bekenntnis» findet sich aber bereits im Band «abendland» (S. 92), der 1980 bei Luchterhand erschienen ist.

Das Gespräch zwischen Kurt Marti und Albert Rieger wurde von Christoph Knoch mit Video dokumentiert und kann hier eingesehen werden.

 

[Tagungsbericht]

«Bekennen» ist ein Tätigkeitswort

Die richtigen Worte zu brauchen, ist das eine. Ein anderes ist der Mut, für sein Bekenntnis hinzustehen. Daran hat die OeME-Herbsttagung in Bern eindringlich erinnert.

Mit feiner Ironie eloquent wie eh und je, so hat auf dem Podium der diesjährigen OeME-Herbsttagung der knapp neunzigjährige Kurt Marti die Fragen seines Gesprächspartners Albert Rieger beantwortet. Seinen Text  «ein nachapostolisches bekenntnis» (aus dem Gedichtband «abendland», 1980) habe er «mehr spielerisch» geschrieben, sagte er, und deshalb keiner kirchlichen Instanz vorgelegt, sondern «in einem Gedichtbändchen versteckt».

Keiner stapelt charmanter tief als Kurt Marti. Denn unterdessen hat diese versteckte Spielerei eine kirchenpolitische Karriere gemacht: Eine «Initiativgruppe» hat seinen Text für würdig befunden, umgeschrieben zu werden zum «Credo von Kappel» – zu jenem Bekenntnistext, mit dem der Schweizerische Evangelische Kirchenbund unterdessen zur Diskussion eines reformierten Bekenntnisses einlädt.

Neugierig gemacht hat die Tagungseinladung nicht zuletzt deshalb, weil ihr Thema «Hinstehen und bekennen» nicht mit diesem «Credo von Kappel», sondern mit Martis Originaltext versehen worden ist.

Gott als Urdemokrat

Vor den mehr als zweihundert Tagungsteilnehmern und -teilnehmerinnen hat Kurt Marti im Kirchgemeindehaus Johannes in Bern begründet, warum er in seinem «nachapostolischen bekenntnis» «das Denkbild der trinitarischen Formel» übernommen hat: Zum einen, weil diese für ihn mit der Formulierung «Gott ist Liebe» im ersten Johannesbrief identisch ist; zum andern, weil die «Dreieinheit» Gottes für ihn bedeutet, dass «Gott kein Autokrat ist, sondern eine Beziehungsgemeinschaft». Insofern sei die Trinität «ein Urmodell oder Sinnbild der Demokratie». Der Theologie empfiehlt er, «über die Urzeugung von Demokratie in Gott selbst» nachzudenken. Immerhin sei das «ein unerhört anregender und vielleicht sogar revolutionärer Gedanke».

Noch mit einer zweiten Argumentation unterstrich Marti die Bedeutung des Diesseits für seine theologische Perspektive. Er kritisierte nämlich die «populäre Auffassung» des «Glaubens ans Jenseits, für jeden persönlich» als Ausdruck der grassierenden Beliebigkeit in geistlichen Dingen: «Das Erste Testament weiss nichts von einem Jenseits und die ganze Leidenschaft des Volkes Gottes ist von umwerfender Diesseitigkeit.» Im Neuen Testament werde zwar berichtet, dass Jesus Tote auferweckt habe: «Aber keiner dieser Toten hat uns vom Jenseits berichtet. Und auch der auferstandene Christius hat nichts von postmoralen Jenseitserlebnissen oder -visionen erzählt.» Martis Schluss: «Die Fokussierung auf ein Leben nach dem Tod ist nicht biblisch.» Insofern sich Reformierte auf die Bibel beriefen, könnten sie ein «solches Verständnis von Glaube und Religion nicht teilen».

Sehen, Urteilen, Verändern

Der Pfarrer und Sozialethiker Helmut Kaiser eröffnete seinen Beitrag, nahtlos an Marti anschliessend, mit einem «Bekenntnis zu Diesseitigkeit, Liebe und Gerechtigkeit»: «Bekennen» sei kein «Hauptwort», sagte er, «sondern eine Tätigkeit, ein Prozess» mit den Aspekten «mitleidendes Sehen, prophetisches Urteilen, befreiendes Verändern».

Das «mitleidende Sehen» beinhalte «die Wut, die wirklich zornig macht und bestimmte Sachverhalte radikal kritisiert». So führe die Empörung darüber, dass trotz ausreichender Menge von Lebensmitteln auf der Erde täglich hunderttausend Menschen am Hunger oder dessen Folgen sterben zur Einsicht, dass es «keine Knappheit» sondern «eine falsche Verteilung» gebe – und zur Frage: «Welche Gesellschaftsform wollen wir wirklich?»

Das «prophetische Urteilen» steht für Kaiser im Kontext mit der «Herrschafts- und Machtkritik». Diese Kritik werde dem Menschen im Sinn eines Bekenntnisses bereits hier auf der Welt abverlangt, «nicht erst im Jenseits»: «Warum sind wir in diesem Punkt so zimperlich in der heutigen Zeit? Zum Bekennen gehört doch auch, dass wir die Akteure der Macht beim Namen nennen und sagen, was sie tun – nämlich, dass sie unterdrücken.»

Zum «befreienden Verändern» und zum Widerstand gehören für Kaiser auch Antworten auf strategische Fragen, etwa: «Sind wir heute in einer Situation, in der wir zum bestehenden Wirtschaftssystem radikal nein sagen müssen oder gibt es Wege der Veränderung Schritt für Schritt? Oder: Ist der Klimawandel schon so weit fortgeschritten, dass nur noch eine Öko-Diktatur hilft?»

Vor dem Hintergrund solcher Fragen werde das Bekennen in Zukunft auch für die Kirchen wieder von grösserer Bedeutung werden: «Das Handeln der Kirchen wird vermehrt herausgefordert durch die Grundkonflikte der modernen Gesellschaften. Krieg, Verteilung der Güter zwischen Reichen und Armen, Bewahrung der Erde vor dem ökologischen Kollaps. Bei all diesen Grundkonflikten stellt sich die Frage des Bekennens. Die Kirche darf und muss hier klar Stellung nehmen.»

Kaisers Perspektive: «Wir müssen alle Strukturen, die lebenszerstörend sind, radikal überwinden.» Mit der «Zielvorstellung der Bedürfnisgerechtigkeit» solle die Welt im Interesse der Armen und Benachteiligten verändert werden.

Das Beispiel Kartonfabrik Deisswil

Am 8. April 2010 hat der österreichische Konzern Mayr-Meinhof eine seiner Tochterfirmen, die Kartonfabrik Deisswil bei Bern, geschlossen. 253 Angestellte wurden kurz vor Ende der Betriebsferien mit dem Entscheid der sofortigen Firmenschliessung konfrontiert. Noch im Monat zuvor hatte der Konzern für das vergangene Geschäftsjahr eine Eigenkapitalrendite von fast 17 Prozent bekanntgegeben. Noch am Morgen des 8. April wurden Monteure mit Wartungs- und Reparaturarbeiten an den Maschinen beschäftigt.

Als Moderatorin eines Podiumsgesprächs leitete an der Tagung die «reformiert»-Redaktorin Rita Jost ein, in einer solchen Situation heisse bekennen ganz konkret «Stellung beziehen, hinstehen». Danach gab sie das Wort drei Männern, die die Schliessung miterlebt haben: Manfred Bachmann, dem Präsidenten der Betriebskommission der geschlossenen Fabrik; Roland Herzog, dem zuständigen Sekretär der Gewerkschaft Unia und Christoph Jungen, dem Pfarrer von Stettlen-Deisswil.

Die drei berichteten vom niederschmetternden Überraschungseffekt, den der Schliessungsentscheid gehabt habe; von Ohnmacht und Sprachlosigkeit, von Trauer und Wut; von einem entlassenen Kollegen, der knapp einen Monat zuvor seine noch nicht 50jährige Frau verloren hatte; sie erzählten von Gesprächen, Treffen, Versammlungen, von Demonstrationen, von einer Protestfahrt zum Hauptsitz des Konzerns nach Wien und davon, dass die Manager zu keinerlei Verhandlungen bereit gewesen seien und sich später durch den Verkauf der Aktien aus der Verantwortung geschlichen hätten; sie erzählten aber auch von der Solidarität des Kantons, der Arbeitgeber der Region, der Gewerkschaftskollegen aus anderen Branchen, der Kirchenleute der umliegenden Gemeinden, von verschiedenen Kulturschaffenden. Alle seien sie hinstanden und hätten ihren Beitrag geleistet. Und schliesslich erzählten sie vom Credit-Suisse-Banker Hans-Ulrich Müller, der im Juni als Investor die Aktien übernommen habe und seither versuche, den Entlassenen mit Arbeit eine neue Perspektive zu geben. 

Der Gewerkschafter Herzog betonte, dass es insbesondere wichtig gewesen sei, dass man «zusammen mit den Entlassenen eine Sprache», «einen gemeinsamen Ausdruck für die Situation» gefunden habe. Von einem «Bekenntnis» zur gegenseitigen Stärkung, zur Solidarität hat er nicht gesprochen – gemeint hat er vermutlich ungefähr das. Auf Video eingespielt beantwortete während des Podiumsgesprächs der Investor Müller die Frage nach dem Grund seines Engagements. Dieses sei, hat er geantwortet, für ihn «ein Bekenntnis für die Mitarbeitenden der ehemaligen Kartonfabrik Deisswil» gewesen, aber auch ein Bekenntnis «zur wirtschaftlichen Nachhaltigkeit»: «Wenn man keinen wirtschaftlichen Erfolg hat, dann stürzt das Ganze eines Tages ab.» Darum müsse der Versuch, «den Menschen Gutes zu tun, also ihnen gute Arbeit zu geben» mit dem wirtschaftlichen Erfolg zusammengehen.

Aber wo bleibt die Kirche, wenn es handfest um die Interessen von Mächtigen geht? Pfarrer Jungen resümierte seine Deisswil-Erfahrung so: Die Kirche habe «eine Tradition der Schönwetterbotschaften», der guten und schönen Worte in schwierigen Situationen, die er nicht kleinreden wolle. Jedoch habe Dieter Bonhoeffer gesagt, in gewissen Situationen müsse man «dem Rad in die Speichen fallen». Er sei manchmal ratlos gewesen, was Bonhoeffers Wort im konkreten Fall hätte bedeuten können: «Hinstehen? Protestieren? Briefe schreiben? Unsere Kompetenz als Kirche sind ja die Worte – Formulierungen, Seelsorge, Rituale. Aber gerade in Deisswil ist mir manchmal das Priesterlich-Seelsorgerliche mit dem Prophetischen ins Gehege gekommen. Wie entscheidet man da weise?» Dort, wo es in der Kartonfabrik um das prophetische Wort gegangen sei; wo aus der Wut heraus habe holzschnittartig, laut und deutlich geredet werden müssen, seien nicht Pfarrer, sondern Gewerkschafter gestanden.

Hinstehen und bekennen

Ausgerechnet Kurt Marti hat an dieser Tagung das Wort «Front» in den Mund genommen. Auf Albert Riegers Frage, welches heute die Herausforderungen seien, die Bekenntnisse erforderten, hat Marti die Gegenfrage gestellt: «An welcher Front wäre ein solches Bekenntnis zu sehen?» Danach hat er selber zwei solche Fronten benannt: Die eine sei die «Globalisierung» die gegen den trinitarischen Gott als den «Gott der Vielfalt» die Vielfalt von Kreaturen, Möglichkeiten und Wirklichkeiten der Schöpfung einschränke und teilweise vernichte. Die andere Front sei das modische «Beliebigkeitsverständnis des Reformiertseins»: «Reformiert sein heisst heute: Man kann glauben, was man will.» An diesen Fronten könnten Bekenntnisse «als Orientierungshilfe zur Selbsterkenntnis und zur Erkennbarkeit für die andern» wohl helfen. Jedoch halte er nichts von einem «Zwangsbekenntnis»: Als reformierter Christ sei er «sehr für die Freiheit».

Dieses Bekenntnis zur Freiheit lässt Marti auch darüber hinwegsehen, was die Redaktoren und Redaktorinnen des «Credos von Kappel» aus seinem «nachapostolischen bekenntnis» gemacht haben. Ist man weniger grossherzig, kommt man aus dem Kopfschütteln nicht heraus: Es ist ja nicht so (wie die NZZ am 11. Juli 2009 berichtet hat), dass Martis Text bloss von den «Spuren des 68er Kolorits» befreit worden wäre. Nein, sein Text ist inhaltlich umgeschrieben worden: Wo bei Marti die «Brüder und Schwestern» «kämpfen und leiden» für Gerechtigkeit, dürfen sie jetzt bloss noch unverbindlich «dürsten». Wenn Marti vom «Frieden auf Erden» spricht, «für den zu arbeiten Sinn hat», streicht man ihm den Nachsatz kurzerhand weg – offenbar, weil es dem Protestantismus genügen soll, an den Frieden bloss zu glauben. Gegen Schluss, wo Martis Text sich klar zu einer diesseitsbezogenen, befreiungstheologischen Perspektive bekennt, jubelt man dem Text den Glauben «an die Rettung der Toten» unter und suggeriert so die Hoffnung auf ein persönliches Leben nach dem Tod, was Martis Theologie geradewegs zuwiderläuft.

Sich hinter der literarischen Arbeit von einem der profiliertesten zeitgenössischen Lyriker zu verstecken und dessen Nachsicht dazu zu missbrauchen, den Wortlaut tendenziell ins Gegenteil umzubiegen, ist als cleverer PR-Trick zweifellos ein bemerkenswertes Bekenntnis. Als Journalist wird man dadurch aber immerhin zu einem eigenen Bekenntnis genötigt: Was sich da ein kirchliches Redaktionskollektiv herausgenommen hat, dürfte sich eine Zeitungsredaktion mit meinen wie auch immer geradebrechten journalistischen Beiträgen nicht erlauben (oder doch: nur einmal).

«Hinstehen und bekennen»: Die Oeme-Herbsttagung hat zum Nachdenken angeregt.

 

[Kasten]

«Und ich werde ihr gehorchen»

Als «Einwurf» hat die Friedensaktivistin Sumaya Farhat-Naser ihren Tagungsbeitrag gestaltet und dabei die Geschichte der eigenen Heirat als palästinensische Christin erzählt: «Bei uns ist es so, dass der Priester dem Bräutigam und der Braut einen gleichlautenden Text vorspricht, man wolle sich lieben und zusammen sein, ‘bis dass Tod uns scheidet’ et cetera. Jedoch an die Frau gerichtet sagt er einen Satz mehr, nämlich: ‘Und ich werde ihm gehorchen.’ Beim Vorgespräch habe ich zum Priester gesagt: ‘Zu diesem Satz werde ich nicht ja sagen.’ Der Priester sagte: ‘Bitte, bitte, dieser Text ist doch unser Gesetz.’ Und ich sagte: ‘Dieses Gesetz gibt es nicht, der Satz steht nicht im Evangelium.’ Noch während der Trauung hat mich der Priester flüsternd mehrmals gebeten einzulenken. Ich habe das abgelehnt. Als er schliesslich den Text vorsprach und zu dem Satz kam, hat er ihn übersprungen. Nicht wenige Leute in der Kirche haben, als sie es bemerkten, geklatscht.»

Sumaya Farhat-Naser hat die Episode selber so kommentiert: «Es geht derart langsam, bis einmal ein Text geändert wird. Aber wir müssen es wagen. Wir haben nicht nur das Recht, sondern auch die Verpflichtung, dort wo eine Irritation besteht, uns damit auseinanderzusetzen und klarer, deutlicher zu werden: Auch die Texte stehen in einer Entwicklung. Gerade bei uns in Palästina haben die fanatischen Christen mit ihren starren Dogmen der christlichen Minderheit im Land viel Leid zugefügt.»

Fachstelle für Ökumene, Mission und Entwicklungszusammenarbeit OeME Bern [Hrsg]: Kurt Marti – ein Bekenntnis. Hinstehen und bekennen – OeME-Herbsttagung 2010. Bern (Druckerei Rub Graf-Lehmann AG), Mai 2011.

 

Meine Auftraggeberin, die OeME Bern, stellte meine Arbeit – Marti-Gespräch und Tagungsbericht – in der Folge verschiedenen kirchlichen Medien als Rohstoff zur Verfügung. Die «reformierte presse» dokumentierte in Nr. 48 vom 3. Dezember 2010 Auszüge aus dem Tagesbericht und gliederte einige Sätze aus meinem kommentierenden letzten Abschnitt («Hinstehen und bekennen») in einem züchtigen Kästchen mit der Überschrift «Kommentar des Berichterstatters» aus. Auf dieses Kästchen bezieht sich die Replik von Ralph Kunz, Professor für Praktische Theologie der Universität Zürich und Mitglied der Initiativgruppe red-credo.ch, die Martis «nachapostolisches Bekenntnis» zum «Credo von Kappel» umredigiert hatte. Abgedruckt wurde diese Replik als Leserbrief in der «reformierten presse» Nr. 3 vom 21. Januar 2011. 

«Bekenntnis: absurde Vorwürfe

Fredi Lerch berichtet über die OeME-Tagung zum Thema Bekenntnis in Bern. Der Bericht ist in Ordnung, der Kommentar nicht. Bringt doch der Berichterstatter das Kunststück fertig, den Verfasserinnen und Verfassern des «Credos von Kappel» in einem Satz vier Absichten zu unterstellen: Dass sie sich hinter der Lyrik von Kurt Marti verstecken, seine Nachsicht missbrauchen, den Wortlaut des Gedichts ins Gegenteil umbiegen und das Ganze als cleveren PR-Trick inszeniert haben. Diese Vorwürfe sind so absurd und bösartig, dass ich sie nicht weiter kommentieren mag.

Interessanter ist die Diskussion, ob mit der Formulierung «Rettung der Toten» tatsächlich zwingend auf ein «persönliches Leben nach dem Tod» geschlossen werden muss. Ich meine nicht und teile Kurt Martis Kritik an der Jenseitsfixierung. Aber mit dem Protest gegen die Missbrauchsgeschichte ist nicht das letzte Wort zum Thema Auferstehung und Ewigkeit gesprochen. Das spricht hoffentlich ein anderer. Etwas vom eindrücklichsten, was ich in letzter Zeit zu diesem Thema gelesen habe, stammt aus der Feder von Fulbert Steffensky. Im Buch «Mystik des Todes» sind Texte seiner Frau, Dorothee Sölle, abgedruckt, unter anderem ein Gespräch mit ihrem Mann sechs Wochen vor ihrem Tod. Die beiden debattieren liebevoll über Tod und Unsterblichkeit. Sölle protestiert wie Marti gegen eine Vertröstung auf ein Leben danach und fordert ein Ja zur Endlichkeit des geschaffenen Lebens. Sie redet von einer Geborgenheit in der Weiterexistenz Gottes und fragt: «Ich in dir und Du in mir, niemand kann uns scheiden – reicht das nicht?» Steffensky hält ihr entgegen, dass Menschen sich das Menschenrecht der Hoffnung nicht nehmen lassen. «Du kommst auch nicht ohne mystische Formeln der unendlichen Bergung des Lebens aus. Ja, Gottes Weiterexistenz und der Satz ‘ich in Dir und Du in mir, niemand kann uns scheiden’ reichen völlig. Aber mit ihm gehst Du aufs Ganze. Damit sagst du nichts anderes, als andere mit anderen Bildern der Ganzheit aussagen.» Über Bilder und Bedeutungen der Ganzheit reden – das ist die Chance des Gesprächs über das Bekenntnis. Nutzen wir sie, statt einander Missbrauch und Schlimmeres vorzuwerfen.»

Aktuell

Zum Projekt

 

Die Website «Textwerkstatt Fredi Lerch» versammelt journalistische, publizistische und literarische Arbeiten aus der Zeit zwischen 1972 und 2022, ist abgeschlossen und wurde deshalb am 15. 1. 2024 zum zeitgeschichtlichen Dokument eingefroren.

Vorderhand soll die Werkstatt in diesem Zustand zugänglich sein, längerfristig wird sie im e-helvetica-Archiv der Schweizerischen Nationalbibliothek einsehbar bleiben. Teile des Papierarchivs, das für die vorliegende Website die Grundlage bildet, sind hier archiviert und können im Lesesaal der Schweizerischen Literaturarchivs eingesehen werden.

 


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