Ou dr Gotthäuf!

Nachdem 1997 der 200. Geburtstag von Jeremias Gotthelf mit einem Gedenkjahr begangen worden ist, feiert man in diesem Jahr – zumindest im Kanton Bern – auch dessen 150. Todestag. Zu diesem Anlass hat Beat Sterchi eine Arbeit abgeschlossen, die er 1997 begonnen hat. Damals hatte er ein Gotthelf-Programm zusammengestellt mit der Absicht, «weltanschauliche Klischeevorstellungen, die man mit diesem Dichter verbindet, zu unterlaufen». Er kniete sich ins 20’000seitige Werk von Albert Bitzius, sammelte statt Sentenzen Laute, Wörter und prägnante Kurzporträts und montierte das Ganze zu rezitierbaren Texten, die er, unterstützt vom Akkordeonisten (und Autor) Adi Blum, landauf landab vortrug. Mitte März hat er dieses Programm nun auf CD eingespielt – unterstützt neben Blum von der Schauspielerin Susi Wirth und der Gruppe «No square» aus Lausanne, die die sprachspielerisch sanften Widerborstigkeiten mit Easy-listening-Jazz eingängig macht. Zur CD gibt’s ein Büchlein, das neben den Textmaterialien einen fotografischen Einblick bietet in Gotthelfs Welt – von Rudolf Steiner, 150 Jahre danach.

Zum gleichen Anlass erschienen ist eine Anthologie unter dem Titel «Gotthelf lesen». Zwölf AutorInnen – von Therese Bichsel bis Christa Weber, von Giovanni Orelli und Paul Ott bis Franco Supino (und wiederum Beat Sterchi) – haben sich auf den Weg zum Original gemacht, indem sie sich je ein Werk Gotthelfs vorgenommen haben. Geordnet sind die Beiträge nach dem Entstehen der Gotthelftexte – vom «Bauern-Spiegel» (1837) bis zur Erzählung «Barthli, der Korber» (1852). Ergänzt wird das Buch mit Arbeiten des Berner Fotografen Hansueli Trachsel, der den Zugang der Texte – durch Verbindung des Alten mit dem Neuen einen Weg zu Gotthelf zu finden – auf visueller Ebene nachvollzieht: etwa, indem er einen tamilischen Vater mit seinem Sohn porträtiert, die beide, eine Hornusser-Schindel geschultert, in die Kamera strahlen.

Beat Sterchi/No square: Bitzius. Ein Gotthelfprogramm mit Musik. Edition ratatouille. Langenthal.

Paul Ott/Fritz von Gunten [Hrsg.]: Gotthelf lesen. Auf dem Weg zum Original. h.e.p. Verlag. Bern/Wil 2004.

In der Antoholgie von Ott und von Gunten findet sich auch die Reportage «Die grosse Scham der kleinen Leute».

Aktuell

Zum Projekt

 

Die Website «Textwerkstatt Fredi Lerch» versammelt journalistische, publizistische und literarische Arbeiten aus der Zeit zwischen 1972 und 2022, ist abgeschlossen und wurde deshalb am 15. 1. 2024 zum zeitgeschichtlichen Dokument eingefroren.

Vorderhand soll die Werkstatt in diesem Zustand zugänglich sein, längerfristig wird sie im e-helvetica-Archiv der Schweizerischen Nationalbibliothek einsehbar bleiben. Teile des Papierarchivs, das für die vorliegende Website die Grundlage bildet, sind hier archiviert und können im Lesesaal der Schweizerischen Literaturarchivs eingesehen werden.

 


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