ZAFFARAYTSCHULE – Chronologie der Ereignisse

Donnerstag, 3.12.

Die VV-Delegation präsentiert dem Gemeinderat das «IKuR-Betriebskonzept» (vgl. WoZ Nr. 49/1987). Der Gemeinderat tischt die bereits bekannten Bedingungen für eine Wiedereröffnung der Reitschule auf (Öffnungszeiten usw.), ist aber bereit, das städtische Jugendamt mit der Ausarbeitung eines Kompromisskonzeptes zu beauftragen. – Nach einer VV Demo im Abendverkauf, während welcher auch Einkaufszentren durchquert werden. Besonders die Fondue-Degustation im Migros findet regen Zuspruch. Anschliessend Besammlung vor dem Restaurant «Zur Webern», wo Stadt- und GemeinderätInnen beim traditionellen «Suurchabis»-Essen gestört werden. Polizeidirektor Marco Albisetti erscheint überraschenderweise auf der Gasse und wir wie ein Esel zum nächsten Brunnen getrieben. Anstelle einer Ertränkung wird ihm ein Megaphon in die Hände gedrückt. Albisetti nützt die Gelegenheit zu einem weiteren Spaltungsversuch zwischen lieben und bösen DemonstrantInnen.

Freitag, 4.12.

Nachdem letzte Woche in Genf innert weniger Stunden 618 Solidaritätsunterschriften [für das Zaffaraya, fl.] gesammelt worden waren, demonstrieren in Fribourg etwa hundert StudentInnen für mehr Kulturraum (insbesondere für ein Frauenzentrum), für den Baustopp des Alpen-Parkings und für eine Fussgängerzone in der Rue de Lausanne. Motto: «Zaffaraya in Fribourg».

Samstag, 5.12.

Dreihundert Leute folgen dem VV-Beschluss, den Samstag unter Anleitung der Baugruppe zum Gratis-Arbeitstag in der Reithalle zu machen. Die Arbeiten im Sanitär- und Elektrobereich werden abgeschlossen, viele Wände werden neu gestrichen, die Räume des ehemaligen AJZ sind bezugsbereit.

Sonntag 6.12. [= Abstimmungswochenende, fl.]

Ein breit gestreuter gefälschter Stimmzettel zur Gemeindeabstimmung will eine Antwort auf die Frage: Zaffaraya ja oder nein. Obschon die Urnenwächter teils lautstark und brachial den Einwurf der nicht ganz perfekten Falsifikate zu verhindern suchen, läppern sich in den Urnen 400 Zaffaraya-Zettel zusammen. Für Scharfmacher und Stadtschreiber-Stellvertreter Jürg Biancone ist eine Strafanzeige wegen «Fälschung von amtlichem Stimmaterial» unumgänglich, weil mit solchen Aktionen das Funktionieren «unserer» Demokratie gestört werde. – VV: Das Kompromisskonzept des Jugendamtes liegt bereits vor und wird – weil es allzustark die Handschrift des Gemeinderates trägt – stellenweise redigiert. Die neue Konzeptvariante (u.a. mit symbolischer Miete und Gratisinfrastruktur) soll am Mittwoch dem Gemeinderat vorgelegt werden.

Montag, 7. 12.

Die Schulkommission des Gymnasiums Neufeld beschliesst, dass sämtliche SchülerInnen, die am Zaffaraya-Schulstreik teilgenommen haben, mit Arrest und einem Eintrag ins Zeugnis bestraft werden.

Mittwoch, 9.12.

Weitere Verhandlungsrunde mit dem Gemeinderat: Die Konzept-Vereinbarung wird zwischen den Gemeinderäten Albisetti, Bossart und Neukomm und den VV-Delegierten so weit bereinigt, dass sie – vorbehältlich der Zustimmung von VV und Gesamtgemeinderat – am 16.12. unterzeichnet werden kann. Der ausgehandelte Text wird an der VV vom kommenden Sonntag, 13.12., ab 17 Uhr in der Reitschule diskutiert.

Donnerstag 10.12. [ab hier prospektiv, fl.]

18.00 Uhr, Demo Reitschule.

Freitag, 11.12.

19.00 Uhr, Film über Hafenstrasse. Ab 20.00 Uhr Information und Diskussion über Widerstand und Häuserkampf in Hamburg, Zürich und Bern (Reitschule).

Samstag 12.12.

Ab 10.00 in Arbeitsgruppen über aktuelle Strategien, Widerstand, Aktionsformen, Repression (Reitschule).

14.00 Uhr, Nationale Demo, Münsterplatz:

• Keine Massenkriminalisierungen

• Altes «Contact» als Zaffaraya-Winterquartier

• Rückgabe es Zaffaraya-Geländes oder eines gleichwertigen Areals auf Stadtboden

• Selbstbestimmung der MieterInnen bei Renovationen

• Recht auf selbstbestimmten Wohn- und Lebensraum

19.00 Uhr, Filme in der Reitschule: Zafferlot, Züri brännt, Hafenstrasse. 

Aktuell

Zum Projekt

 

Die Website «Textwerkstatt Fredi Lerch» versammelt journalistische, publizistische und literarische Arbeiten aus der Zeit zwischen 1972 und 2022, ist abgeschlossen und wurde deshalb am 15. 1. 2024 zum zeitgeschichtlichen Dokument eingefroren.

Vorderhand soll die Werkstatt in diesem Zustand zugänglich sein, längerfristig wird sie im e-helvetica-Archiv der Schweizerischen Nationalbibliothek einsehbar bleiben. Teile des Papierarchivs, das für die vorliegende Website die Grundlage bildet, sind hier archiviert und können im Lesesaal der Schweizerischen Literaturarchivs eingesehen werden.

 


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